Weideprojekt Pestilenzstrauch/Pestfriedhof
Region/Lage | Kreis Gießen, Stadt Allendorf |
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Geo-Koordinaten | 8° 41' 11'' O , 50° 41' 11'' N |
Lebensraumtyp | Magerrasen-Fragmenten, Felsaustritte, Streuobstwiesen, Wald |
Flächengröße | 2,2 ha |
Tierrassen (Anzahl) | Merino-Schafe (150-200) |
Beweidungstyp | saisonal |
Finanzierung | Stadt Allendorf/Lda |
Schutzgebiete | - |
Projektwebsite | www.naturschutzprojekte.lkgi.de |
Landschaftspflegevereinigung Gießen e.V.
Molkest. 4
35410 Hungen
Tel.: 06402-809000
E-Mail: lpv-giessen (at) t-online . de
Träger:
Landschaftspflegevereinigung Gießen e.V.Ingrid Moser
Molkest. 4
35410 Hungen
Tel.: 06402-809000
E-Mail: lpv-giessen (at) t-online . de
Stadt Allendorf
Bahnhofstrasse 14
35369 Allendorf/Lda.
Tel.: 06407-7153
E-Mail: info (at) allendorf-lda . de
Beweider:
StadtschäferProjektbeschreibung
Der Bereich „Pestilenzstrauch“ liegt inmitten eines sehr großflächigen Areals, das sich durch seinen Strukturreichtum auszeichnet. Die südexponierte Hanglage ist Teil des westöstlich verlaufenden Basaltzuges, der den Naturraum Vorderer Vogelsberg (349.0) nach Klausing zum Amöburger Becken (347.1) hin abgrenzt. Die Kuppenlage ist weitgehend von Wald eingenommen, die vorgelagerten Bereiche dieses Gebietes wechseln kleinräumig zwischen Gehölzriegeln, intensiv und extensiv bewirtschaftetem Grünland, einzelnen, isolierten Magerrasen-Fragmenten, Felsaustritten, in großen Teilen Streuobstwiesen und immer wieder eingestreuten illegalen und legalen Kleingartennutzungen.
Durch Wärmeausstrahlung von der wärmegeprägten Lahntalniederung ergeben sich hier besondere Entwicklungsmöglichkeiten wärmeliebender Vegetationsausprägungen.
Der „Pestilenzstrauch“ stellt einen ehemaligen, mittlerweile großflächig verbuschten Magerrasenstandort dar. Innerhalb der Fläche findet sich ein alter, kulturhistorisch bedeutsamer Hain mit landschaftsbild-prägenden Linden, der jedoch nahezu völlig von Hecken umschlossen ist. Im südöstlichsten Bereich stehen alte Hochstamm-Obstbäume noch reihenmäßig erkennbar, jedoch auch diese völlig in Verbuschung und Ruderalflur eingeschlossen.
Nördlich an das Gebiet „Pestilenzstrauch“ schließt sich ein in den Wald integriertes Areal an, in dem sich der kulturhistorisch bedeutsame „Pestfriedhof“ verbirgt, ein Bodendenkmal, auf das bereits die Landesdenkmalbehörde ein wachsames Auge hat (siehe Historie).
Der Pestilenzstrauch wurde in historischer Zeit teilweise als Acker genutzt, nur die keinesfalls bewirtschaftungsfähigen Bereiche waren (wie zu dieser Zeit üblich) in Beweidung. Die kleinen Böschungen wurden mit Obstbäumen bepflanzt, um die Fläche bestmöglichst zur Ernährung der Bevölkerung auszunutzen. Die Ackernutzung wurde schon vor extrem langer Zeit aufgegeben.
Wie alle „Ungunststandorte“ ist der Pestilenzstrauch für die heutige, intensive Landwirtschaft uninteressant. So hatte zunächst ein örtlicher Schäfer die Fläche in Beweidung. Die Koppelhaltung führte auf Teilen der Fläche zu starkem Nährstoff-Eintrag mit entsprechender Artenverarmung des Grünlandes. In anderen Teilen der Fläche hingegen war die Beweidung so extensiv, dass die Fläche mehr und mehr verbuschte. Die alten, markanten Bäume verschwanden in den Hecken, die Magerrasenareale ebenso.
Ziel der Maßnahme ist es die wertgebenden Strukturen wieder freizustellen und die Fläche in Nutzung zu bringen. Hierzu werden die Hecken bis auf mehrere kleine Areale zurückgenommen. Durch Entfernen der Hecken und einer angepassten Nutzung sollen sich die noch vorhandenen, degradierten Magerrasenreale regenerieren und auf geeignete Standorte ausweiten.
Kooperation
Projektentwicklung durch die LPV in Zusammenarbeit der Stadt Allendorf im Rahmen der Entwicklung einer Kompensationsmaßnahme für ein Baugebiet
Die Umsetzung der Maßnahmen erfolgt durch Vereine und Landwirte vor Ort wie Angelsportverein Allendorf, Freie Wähler, Wenner Ronde, Geflügelzuchtverein Allendorf u. Umgebung sowie dem Ortsbauernverband Nordeck.
Die Beweidung erfolgt seit 2008 in 3maliger ziehender, gekoppelter Schafbeweidung und Nachtpferch außerhalb durch die Herde des Stadtschäfers.
Wertgebene Strukturen wie Steinaustritte, Lesesteinstrukturen und markante Solitäre werden freigestellt und zur strukturellen Bereicherung des Grünlandes belassen. Hierzu zählt insbesondere die markante Hutebuche im Gebiet.
Naturschutzfachliche Ziele / Erfolgskontrolle
- Freistellung und Entwicklung von Magerrasen
- Freistellung von Steinaustritten, Lesesteinstrukturen und markanten Solitären
- Freistellen eines Haines
- Freilegen einer historischen Friedhofmauer
- Schaffen von extensiv genutztem Weidegrünland
- Schaffen eines Hutewaldes
Die Entwicklung der Flächen gemäß den festgelegten naturschutzfachlichen Zielvorgaben erfolgt im Rahmen der Projektbetreuung durch die LPV.
Beweidungsmodus
3-malige ziehende Beweidung mit Einkoppelung und Nachtpferch außerhalb.
Öffentlichkeitsarbeit / Umweltbildung
Mehrere Pressetermine:
- 2008: naturschutzfachliche und denkmalpflegerische Maßnahmen werden verzahnt
- 2009: Mauerreste werden freigelegt
- 2010: Wanderung des Gebirgsvereins
- 2010: LPV stellt Stadtverordnetenversammlung das Projekt vor
Darstellung des Projektmanagements auf zahlreichen fachlichen Vorträgen (regional)
Regionale Vermarktung
nein
Historie / Historische Nutzung
Der Initiator des Projektes war die Stadt Allendorf, welche im Rahmen eines Bebauungsplanes Kompensationsmaßnahmen bereitstellen musste(2007). In Kooperation mit der LPV wurde schnell eine sinnvolle Maßnahme auf einer kommunalen Fläche gefunden.
Bei Kalkulation der Ökopunkte für die Fläche, stellte man fest, dass die Fläche ein weitaus größeres Ausgleichspotential beherbergt, als benötigt wird. So wurde das komplette Gebiet als Vorlaufende Ersatzmaßnahme angemeldet, von der ein Teil für die benötigte Kompensationsmaßnahme herangezogen wurde.
Die Vorlaufende Ersatzmaßnahme bestand anfangs nur aus dem Bereich „Pestilenzstrauch“ wurde jedoch nach umfangreichen Abstimmungen mit der Denkmalschutzbehörde um den kulturhistorisch bedeutsamen „Pestfriedhof“ erweitert.
Im Gebiet „Pestilenzstrauch/Pestfriedhof“ wurden in 2008 erste Maßnahmen durchgeführt. Auf dem Pestfriedhof wurde die Baumbestockung entfernt und die historische Mauer des alten Pestfriedhofes freigelegt. Im Winter 2009/10 erfolgten die ersten Entbuschungen auf dem „Pestilenzstrauch“.
Der „Pestfriedhof“ sowie die offenen Grünlandbereiche auf dem „Pestilenzstrauch“ werden seit 2008 durch Schafe des Stadtschäfers beweidet.
Monitoring
Die Entwicklung der Flächen gemäß den festgelegten naturschutzfachlichen Zielvorgaben erfolgt im Rahmen der Projektbetreuung durch die LPV.
Wirtschaftlichkeit
-