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Weideprojekt Kalkmagerrasen bei Roßbach

Weideprojekt Kalkmagerrasen bei Roßbach
Region/Lage Werra-Meißner-Kreis, Witzenhausen-Roßbach, -Dohrenbach und -Ellingerode
Geo-Koordinaten 9° 49' 27'' O , 51° 18' 44'' N
Lebensraumtyp Kalkmagerrasen
Flächengröße ca. 14ha
Tierrassen (Anzahl) Gebrauchskreuzungen mit Haarschafrasse (50-70 Mutterschafe)
Beweidungstyp saisonal
Finanzierung NSG-Pflegevertrag vom Forstamt; AGZ (Ausgleichszulage aus dem Bergbauernprogramm)
Schutzgebiete Natura 2000 - FFH-Gebiet "Kalkmagerrasen bei Roßbach" sowie gleichnamiges NSG
Projektwebsite -

Marco Lenarduzzi
Geo-Naturpark Frau-Holle-Land
Niederhoner Str. 54
37269 Eschwege
Tel.: 05651 992330 bzw. 05657/ 913418 (privat)
E-Mail: info (at) naturparkfrauholle.land

Träger:

Geo-Naturpark Frau-Holle-Land
c/o Marco Lenarduzzi
Niederhoner Str. 54
37269 Eschwege
Tel.: 05651 992330
E-Mail: info (at) naturparkfrauholle.land
Fachbereich 8 - Landwirtschaft, Landschaftspflege, Natur- und Landschaftsschutz
Torsten Rapp
Honer Straße 49
37269 Eschwege
Tel.: (05651) 3 02 - 48 21
E-Mail: Torsten.Rapp (at) Werra-Meissner-Kreis.de
NABU-Ortsgruppe Roßbach
Eckhard Holtzmann
Hohlweg 3
37217 Witzenhausen - Ellingerode

Beweider:

Axel Balsliemke
Betriebssitz Witzenhausen-Ellingerode

Projektbeschreibung

Die Bewirtschaftung der Kalkmagerrasen bei Roßbach war in der Vergangenheit immer ein Problem, da sie nicht kontinuierlich genug durchgeführt wurde. Inzwischen ist mit der Schäferei Alexander Schlauch, Ellingerode, ein zuverlässiger Partner für den Naturschutz gefunden worden.

Einige Teilflächen werden alternierend mit Freischneider und Motorsäge entbuscht (tlw. starker Verbuschungsdruck durch Schwarzdorn und Weißdorn); auf mehreren Flächen sind ggf. Kiefern, Lärchen oder Fichten zu reduzieren.

Die Kalkmagerrasen bei Roßbach bestehen aus folgenden Teilflächen: "Dohrenbacher Warte" - Teilflächen Nord und Süd, "Kalkrain", "Ameisenkopf", "Keßstieg" und der "Große Hesselberg"; diese Flächen wurden jeweils GPS vermessen.

Der Tierbestand musste aus verschiedenen Schafherden aufgebaut werden; inzwischen wird die eigene Remonte überwiegend mit Hilfe von Böcken des Rhönschafs und Coburger Fuchsschafs erzeugt (Verdrängungskreuzung, um die Robustheit der Tiere zu erhöhen).

Naturschutzfachliche Ziele / Erfolgskontrolle

Erhalt der Lebensräume; hier handelt es sich überwiegend um Kalkmagerrasen-Standorte - LRT 6212 und LRT *6212 - prioritär, d. h. orchideenreich.

Besonderheiten sind das Dreizähnige Knabenkraut, Mücken-Händelwurz, die Fliegenragwurz und natürlich der Skabiosen-Scheckenfalter (fast ausgestorben in Hessen). Außerdem kommen Kreuzkröte und Schlingnatter (FFH-Anhang II-Arten) auf einigen Teilflächen vor; zusätzlich werden benachbart Flachwasserteiche (Vermehrungshabitate für die Kreuzkröte) sporadisch angelegt.

In umittelbarer Nachbarschaft des "Keßstiegs" existiert ein geologisches Highlight, eine sogenannte "Bachschwinde", der "Verlorene Bach", dessen Wasser zu 100 % in den Klüften des Karstgesteins "verschwindet"; es hat sich daher bereits darunter eine große Zechsteinhöhle gebildet.

Beweidungsmodus

Einmalige Beweidung im Jahr; Zweitbeweidung nur auf wüchsigeren Teilflächen; vorübergehende Einzäunung mit Elektronetzen; Kombination aus Umtriebsweide und Portionsweide.

Alternierende Beweidung mit versetzten Terminen (i. d. R. ab Juni/Juli, selten auch, je nach Niederschlagshäufigkeit erst ab August/September); tlw. müssen jährlich wechselnde Flächen ausgespart werden (z.B. "Ameisenkopf") bzw. findet eine Mosaikbeweidung statt (am "Keßstieg").

Öffentlichkeitsarbeit / Umweltbildung

Die interessierte Öffentlichkeit wird erreicht durch Broschüren zum Premiumweg P9 - Wacholderpfad bei Roßbach sowie Internetauftritte des Naturparkes Meißner und Kaufunger Wald; der NABU-Ortsverband Roßbach organisiert relativ oft Führungen vor Ort in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Meißner-Kaufunger Wald. Diese sind regelmäßig gut besucht.

Regionale Vermarktung

Der Bocklämmer-Verkauf in der Region ist sehr schwierig; qualitativ optimale Schlachtkörper beim Schaf werden nicht unbedingt auf Kalkmagerrasen erzeugt, daher ist eine Vermarktung von Bock-Lämmern auch überregional erfolgt. Die weiblichen Lämmer werden fast komplett zur eigenen Remonte behalten. Die regionale Vermarktung scheitert bislang noch am Mindest-Schlachtgewicht der Lämmer, soll aber perspektivisch ausgebaut werden.

Historie / Historische Nutzung

Die Beweidung von Kalkmagerrasen ist eine historische Nutzungsform; lediglich die Intensität der Beweidung war früher deutlich höher und sank erst im Jahresverlauf, zu dem Zeitpunkt, als auf den angrenzenden Äckern die Ernte eingebracht war und das Stoppelfeld zur Beweidung freigegeben wurde.

Die Zechsteinkuppen dieser Mittelgebirgslandschaft waren weitgehend frei von Bewuchs; die Bewaldung kam erst vor 25 - 30 Jahren auf, als diese Flächen nicht mehr so intensiv genutzt wurden. Die häufig südlich exponierten Bereiche, die auch noch heute weitgehend offen sind, wiesen einen geringeren Verbuschungsdruck auf bzw. eigneten sich wegen Flachgründigkeit und Südexponierung nicht zur Aufforstung mit Kiefern oder Lärchen.

Monitoring

Im FFH-Gebiet stichprobenartiges LRT-Monitoring und jährliches Monitoring des Skabiosen-Scheckenfalters durch ein Planungsbüro mit faunistischen Schwerpunkt. Parallel dazu werden die Flächen regelmäßig durch Personal des Naturparkes bzw. des zuständigen Forstamtes begangen und bewertet.

Wirtschaftlichkeit

Diese Flächen können aus wirtschaftlichen Gründen heute lediglich freigehalten werden, wenn adäquate Pflegemittel akquiriert werden. Diese fließen in diesem Fall aus NSG-Pflegemittel des Landes Hessen bzw. Mittel des Ausgleichszulage des Bergbauernprogrammes (AGZ-Mittel).

Zusätzlich werden manuelle Entbuschungen von Teilbereichen mit investiven Mitteln aus dem NSG-Budget finanziert.

Die Beweidung von Kalkmagerrasen rechnet sich für den Schafbetrieb grundsätzlich nicht, da der Aufwand für eine solche Beweidung fast immer unverhältnismäßig ist. Erst durch die Zuteilung normaler Weideflächen in der Umgebung der NSG-Flächen kann eine Wirtschaftlichkeit fast erreicht werden. Daher sind zusätzliche Naturschutz-Pflegegelder für den Schafbetrieb unerlässlich.

Eine ausschließlich mechanische Pflege der Kalkmagerasen wäre allerdings um ein Vielfaches teurer (für das Land Hessen) und vom Pflegeergebnis aus botanischer Sicht nicht vergleichbar.

Bilder

Kalkmagerrasen bei Roßbach Kalkmagerrasen bei Roßbach Kalkmagerrasen bei Roßbach Kalkmagerrasen bei Roßbach

Weideprojekte in Hessen – Online
Quelle: http://www.weideprojekte-hessen.de/weideprojekte/hessen/kalkmagerrasen-bei-rossbach/ [Stand: 19.03.2024]
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