Lahnauenprojekt Biedenkopf
- Naturerlebnisraum Wildaue – Kulturlandschaft im Wandel -
Region/Lage | Hessen, Marburg-Biedenkopf, Stadt Biedenkopf |
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Geo-Koordinaten | 8° 30' 51'' O , 50° 54' 49'' N |
Lebensraumtyp | Flussaue mit trockenem bis feuchtem Grünland, Hochstauden, Auwald, Hecken, Gebüsche, Solitärbäume, Flutrinnen, Kiesbänke, Bäche, Tümpel, Altwasser |
Flächengröße | ca. 13,5 ha |
Tierrassen (Anzahl) | Rotes Höhenvieh, Fjordpferde, Kamerunschafe |
Beweidungstyp | z. Zt. periodisch, angestrebt wird ganzjährige Beweidung |
Finanzierung | - |
Schutzgebiete | |
Projektwebsite | - |
BUND Biedenkopf, Breidenbach, Dautphetal
Landgrafenstr. 2
35216 Biedenkopf
Tel.: 06461 / 4956
E-Mail: Matthias.Schneider (at) bund.net
Beweider:
-Kurzbeschreibung
Das Projektgebiet liegt unmittelbar südwestlich der Stadtrandlage von Biedenkopf und umfasst die Talweitung der Lahn unter Einschluss der Flusslaufs. Im Zuge des Projektes ist eine Renaturierung der Aue in Verbindung mit der Herstellung einer Großkoppel geplant (siehe Planentwurf unten). Das Gelände zeichnet sich durch kleinräumig wechselnde Morphologie und unterschiedlich feuchte bis zeitweise nasse Senken aus. Die Flächen befinden sich zu je einem Drittel im Eigentum der Stadt Biedenkopf, der Straßenverwaltung sowie des BUND Ortsverbandes Biedenkopf-Breidenbach-Dautphetal als Initiator und Ideengeber.
Die Trägerschaft des Projektes liegt beim Landkreis; die geplanten Renaturierungsmaßnahmen an der Lahn werden vom Unterhaltungsverband Obere Lahn durchgeführt. Der Landkreis als untere Naturschutzbehörde finanziert auch die notwendigen Investitionen aus Mitteln der naturschutzrechtlichen Ausgleichsabgabe. Aufgrund öffentlich-rechtlicher Vereinbarung stellt die Stadt Biedenkopf die in ihrem Eigentum stehenden Flächen für die Projektzwecke zur Verfügung. Die Flächen der Straßenverwaltung sind bereits bzw. werden in Kooperation mit dem Amt für Straßen- und Verkehrswesen Marburg als Ausgleichsflächen für den Straßenbau eingebracht.
Die Nutzungsrechte und das Management des Projektes sind dem BUND-Ortsverband mit gesonderten Vereinbarungen übertragen worden. Dieser koordiniert den Beweidungsablauf im Rahmen eines eigenen landwirtschaftlichen Betriebes sowie sonstige Maßnahmen innerhalb des Gebietes im Sinne der Projektziele bzw. beteiligt sich aktiv an den notwendigen Arbeiten.
Historie
Die Projektidee entstand Ende 2003 beim BUND Ortsverband unter dem Eindruck der zur Ortsumgehung Biedenkopf im Zuge der B 62 angelegten Renaturierungsmaßnahmen im Bereich „Erler Loch“ und der Kenntnis über den hohen Anteil von Flächen im Eigentum der öffentlichen Hand (Stadt Biedenkopf, Ankaufsflächen der Straßenverwaltung). Zudem waren infolge des Straßenbaues ein Rückzug der traditionellen Landwirtschaft, Verbrachungstendenzen und zeitweise Flächenbelegung durch intensiv genutzte Pferdekoppeln feststellbar.
Die Projektziele decken sich auch mit der Planung des Regierungspräsidiums Gießen zu Maßnahmen der Auenentwicklung an der Oberen Lahn. Stadt, Kreis und Straßenverwaltung wurden durch Präsentationen, intensive Abstimmung und Konzeptentwicklung für das Projekt gewonnen und stellen ihre Flächen bereit. Privatflächen wurden bzw. werden sukzessive durch den BUND mit Mitteln aus der naturschutzrechtlichen Ausgleichsabgabe erworben. In die Beweidung konnte ein Betrieb mit Rotem Höhenvieh eingebunden werden, der die Verfügbarkeit von Fläche in der Lahnaue auch für die Erweiterung seines Rinderbestandes nutzt. Bereits im Jahr 2004 konnte daher eine extensive Weidenutzung etabliert werden. Nach Herstellung der Zaunanlage wurde ein weiterer Betrieb als Projektpartner gewonnen werden, der im Rahmen der angestrebten Mischbeweidung mehrere Norwegerhengste (Fjordpferde) im Rahmen der Aufzucht in die Beweidung einbringt. Zudem ist die Einbringung einer kleinen Kamerunschafherde vorgesehen (hierfür wurde eine 4 Zaunlitze installiert).
Ziele
Ziel ist die Unterstützung der Fließgewässerdynamik unter aktiver Nutzung der strukturbildenden Wirkungen von Tritt und Verbiss der Weidetiere. Eine neu anzulegende Flutrinne der Lahn soll das Gewässer künftig in die zentrale Aue lenken und das Weitere dort der Hochwasserdynamik überlassen. Im Zuge der Maßnahme wird auch ein Wehr verblockt, um Aufstiegsmöglichkeiten für Fließgewässerorganismen zu verbessern. In den Wiesenbereichen erfolgen weitere Vernässungen. Hierdurch sollen insbesondere Wiesenbrüter und Amphibien profitieren. Die Nutzung soll sukzessive von Mähweiden und Ackerflächen auf eine ganzjährige Großkoppelhaltung umgestellt werden.
Das Projekt dient auch der Bestandsicherung und Verbreitung der Rasse „Rotes Höhenvieh“ als für den Raum bis in die 1970er Jahre authentischer Regionalrasse. Die Mutterkuherde ist auch nach Bio-Richtlinien zertifiziert. Durch die Lage an einem der Hauptspazierwege und am Lahn-Radfernwanderweg werden auch für Erholungssuchende interessante Naturerlebnisse eröffnet. Das Projekt ist daher besonders geeignet, auch die Anliegen und Maßnahmen des Naturschutzes „beiläufig“ zu vermitteln. Entsprechende Informationstafeln werden derzeit (Stand 1/2011) professionell vorbereitet. Weiterhin sind ein bis zwei Beobachtungsplattformen geplant.
Pflegemodus
Teilflächen unterliegen derzeit noch ackerbaulicher Nutzung und einschüriger Mahd, letztere gehen danach zur Nachbeweidung portionsweise in eine Großkoppel über. Seit Ende Oktober 2010 konnte die bis dahin mobile Zaunanlage durch einen Gallagher-Zaun mit Festromanschluss ersetzt werden. Alle vorgenannten Biotoptypen einschließlich des Flussbettes der Lahn sind in die Weide integriert.