Flächengröße und Besatzstärke in Beweidungsprojekten
Der Flächenbedarf für ein Beweidungsprojekt und wie viele Individuen welcher Rasse auf eine Fläche gestellt werden können ist eine der ersten Fragestellungen, die bei der Planung eines Weideprojektes beantwortet werden müssen.
Grundsätzlich ist die Frage eng verknüpft mit weiteren Aspekten, wie:
- Beweidungszeitraum (ganzjährig, teilweise)
- Art der Nutztierrassen und
- Lebensraumtypen / Pflanzengesellschaften
Die Flächen für eine ganzjährige Beweidung müssen z.B. groß genug sein, um langfristig genug Nahrung für den gewählten Tierbestand bieten. Dabei muss der natürliche jahreszeitliche Wechsel des Futterangebotes verschiedener Klein-Standorte eingeplant werden, um eine ausreichende Versorgung der Tiere zu gewährleisten. Andererseits führt ein reichliches Flächen- und damit Nahrungsangebot zur Selektionsverhalten bei der Futterwahl und dadurch Beeinflussung der Pflanzengesellschaften. Grundsätzlich aber sind Flächen unterhalb einer Größe von 10 ha für eine ganzjährige Beweidung ungeeignet.
Darüber hinaus sind die verschiedenen Rassen unterschiedlich in ihrem Flächenanspruch, und je nach Rasse sind bestimmte Besatzdichten erforderlich, um den Tieren ihre “natürlichen” arteigenen Verhaltensabläufe zu ermöglichen.
Oft praktizierte Multi-Spezies-Beweidungen erhöhen die Komplexität dieser Fragestellung.
Generell wird unterschieden zwischen Besatzdichte und Besatzstärke. Die Besatzdichte wird angegeben als „Großvieheinheit“ (GVE) (in der EU i.d.R. definiert mit 500 kg / GVE), seltener als „Rauhfutter verzehrende Großvieheinheit“ (RGVE) / ha und Weideperiode (Eine mittelgroße Kuh = 1GVE, 10 Schafe = 1 GVE). Bei Besatzdichte handelt es sich um die tatsächliche Tierzahl pro Flächeneinheit. Die Besatzstärke bezeichnet dagegen die mittlere Tierdichte / Weideperiode (-> ganzjährig = pro Jahr).
Einen Richtwert für die Besatzstärke anzugeben ist sehr schwierig; alleine die natürliche Ertragsfähigkeit ist je nach Standort sehr verschiedenen. Daher können folgende Daten nur als erste grobe Orientierung dienen (Opermann & Luick 1999, vgl. auch Bunzel-Drüke et al. 2008):
- 0,3 - 0,5 GVE / ha produktionsschwache Lagen
- 0,5 - 0,8 GVE / ha für montane Regionen
- 0,8 - 1,5 GVE / ha für produktivere Niederungen
Wenn die Tierdichte also über das ganze Jahr gemittelt 0,6 GVE nicht überschreitet, sollte man daher bei einer Ganzjahresweide in der Regel auf der sicheren Seite sein. Dies bedeutet jedoch nicht, dass während der Wintermonate nicht phasenweise nicht doch auch zugefüttert werden muss.
Aus arbeitswirtschaftlicher Sicht werden dabei Flächen mit einer Mindestgröße von 10ha und Herden mit weniger als 30 Tieren angestrebt (Reisinger 2002). Einen weiteren Überblick über empfohlene Besatzdichten ist folgender Tabelle aus Reisinger (2007) zu entnehmen.
Empfohlene Besatzdichten
Bodenwertzahl | < 15 | 15-30 | > 30 | Überschwemmungs-aktive Auen |
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Rinder GV/ha und Jahr | 0,3 | 0,4 | 0,6 | 0,5 |
Kombination z.B. Rinder + Pferde GV/ha und Jahr | 0,3 + 0,1 | 0,4 + 0,2 | 0,6 + 0,2 | 0,5 + 0,2 |
Folgende Tabelle gibt eine beispielhafte Übersicht über bisher praktizierte Bestandsdichten in unterschiedlichen Lebensräumen:
Besatzdichten in der Praxis
Lebensraumtyp (Bundesland) | Tierrasse(n) | Fläche | Besatzdichte/-stärke (/ha) | Literatur |
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Binnensalzstelle (Thüringen) | Rinder(Heckrind) | 24ha | 0,21 - 0,42 Tiere | Andres & Reisinger (2001) |
Niedermoor (Brandenburg) | Rinder(Galloway, Herefordrind) | - | 0,8-1,4GV | Kaiser (2000) |
Feuchtwiesen, Grünland, Pappelforst (Thüringen) | Rinder (Heckrind, Chianina, Maremmana, Sayaguesa) | 22ha | 0,6 GV | Reisinger & Schmidtmann (2001) |
Niedermoor (Brandenburg) | Rinder (Hereford, Angus, Kreuzungstiere) | 200-300ha | 0,6-0,9 GV | Schaliz & lehmann 2000 |
Feuchtgrünland, (Hessen) | Hinterwälder Rinder und Pferde | ca. 25 ha | Arzbachtal | |
Feuchtgrünland, Schilfröhrichte (Hessen) | Belted Galloways | ca. 14 ha | 0,6 – 0,7 GV | Heskemer Rohr] |
Grünland, Heide, Mischwald (Hessen) | Ziegen | ca. 6 ha | ca. 30 Ziegen | Cölbe |
Feuchgrünland, Grünland, Auwald (Hessen) | Rinder (Heckrinder) | 13ha | 0,3-0,5 GV | Zwester Ohm I |
Ein detailliertere Auflistung kann für das Projekt "Zwester Ohm I" des Weidevereins TAURUS angegeben werden, in dem eine Flussaue mit Heckrindern ganzjährig beweidet wird. Die Gesamtfläche von 13ha teilt sich in 2 Teilflächen von 2,1 (Obere Koppel) und 10,9ha (untere Koppel) auf. Folgende Beweidungsdichten (Quartalsweise) wurden in den unterschiedlichen Jahren erzielt und haben sich als praktikabel erwiesen:
Beweidungsdichten im Projekt "Zwester Ohm I" (Weideverein TAURUS) von 2003 bis 2010
Beweidungsdichte (GVE) | 2003 (ab 03.07.) | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 | |||||||||||||||
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Untere Koppel | 3,5 | 4,1 | 5,3 | 4,3 | 4,3 | 4,3 | 4,8 | 4,8 | 5,0 | 2,3 | 5,7 | 5,8 | 6,9 | 2,9 | 3,0 | 6,5 | ||||
Obere Koppel | 3,0 | 3,0 | 3,2 |
Beweidungsdichte (GVE) | 2009 | 2010 | ||||||
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Untere Koppel | 8,1 | 8,7 | 4,7 | 5 | 5,6 | 6,5 | 5,8 | 6,1 |
Obere Koppel |
In den Wintermonaten erfolgte eine leichte Zufütterung mit Rauhfutter:
- Winter 03/04: ca. 40 kleine Heuballen
- Winter 04/05: 2,5 Rundballen
- Winter 05/06: 3,5 Rundballen
- Winter 06/07: 4 Rundballen