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Flächeneignung - Naturschutzaspekt

Extensive Beweidungssysteme in der Landschaftspflege

Heckrinder in einem WaldHeckrinder durchqueren einen Auwald

In extensiven Naturschutz-Beweidungssystemen werden Weidetiere unter möglichst naturnahen Bedingungen und geringen Dichten gehalten. Sie können sich gemäß ihrer artspezifischen Vorlieben für Futter, Lebensraumrequisiten (Wasserstellen, Deckung etc.) und Zeitvertreib auf einer Fläche frei bewegen.

Unter den kostengünstigen und wenig zeitintensiven Haltungsbedingungen entstehen - quasi als „zufälliger“ Nebeneffekt - Habitatmosaike aus verbuschten und kurzrasigen Teilflächen, intensiv beweideten oder von den Tieren gemiedenen Bereichen, die aus biotop- und artenschützerischer Sicht sehr gewünscht sind.

Diese Beweidungskonzepte sind geeignet um naturschutzfachliche Zielsetzungen zu erreichen und sollen unter den ökologisch gegebenen Rahmenbedingungen realisierbar und möglichst wirtschaftlich sein. Eine hohe Akzeptanz bei Naturschutz, politischen Entscheidungsträgern und der Bevölkerung, insbesondere Landwirtschaft wird dabei ausdrücklich angestrebt.

Der überwiegende Teil der Beweidungsprojekte findet beispielsweise in Bayern im trockenen Offenland statt, vor allem in den Biotoptypen „artenreiches Extensivgrünland“ und „Magerrasen“. Bei den meisten Beweidungsprojekten stehen als Ziele der Beweidung die Veränderung der Lebensraumstrukturen im Vordergrund, d.h. vor allem Zurückdrängung von Gehölzaufwuchs und Schaffung mosaikartiger Strukturen. Die explizite Erhaltung von einzelnen Lebensraumtypen tritt als Ziel dagegen in den Hintergrund (ANL 2010). Hieraus gehen die Stärken ein ganzjährigen Naturschutzbeweidung wie auch einer extensiven Naturschutzbeweidung überhaupt hervor: Neuschaffung und Veränderung von Lebensraumstrukturen sowie Initialisierung einer Lebensraumdynamik.

Heckrinder im SchneetreibenHeckrinder bei winterlichen Bedingungen

Die ganzjährige Beweidung ist Ziel vieler Beweidungsprojekte, denn die angestrebte “lebensraumprägende” Wirkung der Weidetiere wird besonders dann erreicht, wenn die Tiere auch in Zeiten der Vegetationsruhe auf den Flächen bleiben. In dieser Zeit werden - aus Mangel an Alternativen - auch Pflanzen verbissen, welche nicht zum bevorzugten Pflanzenspektrum gehören (Reisinger 2004, in Finck et al., Bunzel-Drüke 2008). Erst dadurch ändern sich die Konkurrenzverhältnisse innerhalb der Vegetation zu Gunsten konkurrenzschwächerer Arten und damit in Richtung des Pflegezieles.

An dieser Stelle sei explizit einer Winterbeweidung das Wort geredet: Gefährdete Pflanzenarten sind häufig konkurrenzschwach und leiden besonders unter einer „Wintervergrasung“ der Flächen. Diese hat aufgrund der längeren Vegetationsperiode und der häufig milderen Winter in den letzten zehn Jahren stark zugenommen, denn viele Gräser wachsen bei Temperaturen von 5 – 10°C über mehrere Tage weiter. Offizielle Naturschutz-Pflegeprogramme und behördliche Beweidungstermine lassen Winterbeweidung und dementsprechend die Beseitigung des Gäseraufwuchses während des Winterhalbjahres kaum zu. Es erscheint durchaus möglich, dass Beweidung früh im und spät im Jahr für die Förderung konkurrenzschwacher Arten im Grünland entscheidender ist als eine Beweidung während der Vegetationsperiode, noch dazu würde Blüte und Samenreife gefährdeter Arten auf diese Weise geschont. Auch in dieser Hinsicht wäre eine Modifizierung der Richtlinien für Landschaftspflegeprogramme im Rahmen der Agrarumweltförderung wünschenswert (vgl. Metzner et al. 2010).


Weideprojekte in Hessen – Online
Quelle: http://www.weideprojekte-hessen.de/grundlagen/flaecheneignung/naturschutzaspekt/ [Stand: 19.03.2024]
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